Die Akupunktur ist hierzulande wohl die bekannteste der 5 Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) – einer über 2000 Jahre alten Heilkunst, die nach dem Gleichgewicht im menschlichen Körper, im menschlichen Geist und seiner Seele strebt.
Bei der Akupunktur werden mit feinen Nadeln gezielt Körperpunkte stimuliert, um den Fluss der Lebensenergie – genannt Qi– zu harmonisieren und die beiden Kräfte Yin und Yang auszugleichen.
Nach der zugrundeliegenden Philosophie entsteht Krankheit dann, wenn das Qi gestaut, geschwächt oder aus dem Gleichgewicht geraten ist. Qi zirkuliert auf definierten Leiterbahnen, die den ganzen Körper durchziehen und bestimmten „Organsystemen“ zugeordnet werden. Hier in Europa werden sie Meridiane genannt. Bei Dysbalancen werden durch gezieltes Setzen von Nadeln an bestimmten Punkten, den Akupunkturpunkten, auf den Meridianen sowohl der Energiefluss reguliert als auch Stagnationen gelöst und damit die Selbstheilung des Körpers aktiviert.
In der modernen Akupunktur werden rund 400 Akupunkturpunkte benutzt. Das heute gelehrte Modell spricht von zwölf Hauptmeridianen, die jeweils spiegelbildlich auf beiden Körperseiten paarig angelegt sind. Acht Extrameridiane und eine Reihe von sogenannten Extrapunkten ergänzen dieses Modell.
Einer Akupunkturbehandlung geht eine eingehende Diagnose voraus. Die traditionellen Diagnoseschwerpunkte bilden die Zungendiagnose und die Pulsdiagnose:
Form, Farbe und Qualität der Zunge sowie die 28 verschiedenen Pulsqualitäten geben dem Therapeuten Auskunft über die möglichen Dysbalancen und Störungsbereiche innerhalb des Energiesystems des Körpers. In die Diagnose gehen zusätzlich der individuelle Energiezustand, das sogenannte Yin/Yang-Verhältnis des Patienten, psychosomatische und emotionale Einflüsse, das Zusammenspiel der FÜNF ELEMENTE (Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser) und äußere Einflüsse, wie zum Beispiel das Klima, ein.
Besonders schön finde ich persönlich, dass die Akupunktur auch vorsorglich angewendet werden kann: Störungen in den Energiesystemen können ausgeglichen werden bevor sie sich als Krankheiten bemerkbar machen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nannte über 40 Indikationen, bei denen Akupunktur hilfreich sein kann – darunter:
- chronische Schmerzen (z. B. Rücken, Knie, Migräne),
- Allergien (Heuschnupfen, Asthma),
- Magen-Darm-Beschwerden,
- gynäkologische Probleme,
- emotionale Dysbalancen (z. B. Unruhe, Schlafstörungen)
Zudem ist Akupunktur in der Schwangerschaftsbetreuung, bei Stress und in der Begleitung chronischer Erkrankungen zunehmend gefragt.
Bei chronischen Schmerzen im unteren Rücken und bei Kniearthrose zeigen klinische Studien sicher, dass die Akupunkturbehandlung den etablierten westlichen Behandlungsmethoden in nichts nachstehet. So werden in diesen Fällen die Kosten für eine bestimmte Anzahl von Behandlungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Bedingung ist, dass sie von einem speziell ausgebildeten Arzt vorgenommen werden.
Bei Behandlungen durch erfahrene in Akupunktur ausgebildete Heilpraktiker trägt man die Kosten noch immer privat, es sei denn man hat eine entsprechende Zusatz- oder Privatversicherung. Das finde ich schade, denn gerade die ganzheitliche und zugewandte Behandlung durch Heilpraktiker hat für mich bei der Heilung eine ganz besondere Bedeutung.
Wie in so vielen Bereichen der Traditions- und Erfahrungsmedizin ist die Evidenzlage für die Wirksamkeit der Akupunktur nicht eindeutig. Vor allem aus China kommen viele positive medizinische Studienergebnisse, die hier im Westen oft wegen der Anlage der Studie angezweifelt werden oder nicht so in der Praxis nachvollzogen werden können. Oft wird argumentiert, dass die Wirkung nicht über den Placebo-Effekt hinaus ginge.
Gleichzeitig jedoch zieht die Akupunktur auch „hier im Westen“ immer häufiger nicht nur als Begleitbehandlung vieler Erkrankungen in Krankenhäuser und Arztpraxen ein.
Versuche die Wirksamkeit mit der Terminologie der westlichen Medizin zu erklären haben neurophysiologische Auswirkungen im Fokus. Demnach beeinflusst Akupunktur nachweislich das zentrale Nervensystem, regt die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und anderen Neurotransmittern an, wirkt schmerzlindernd, entspannend und durchblutungsfördernd.
Seit mehr als 2000 Jahren haben Patienten positive Erfahrungen mit Akupunktur gemacht. Begonnen hat alles in China und Japan im zweiten Jahrhundert vor Christus, zumindest stammen die ersten schriftlichen Quellen aus dieser Zeit: Erste systematische Beschreibungen der Technik finden sich in der ersten chinesischen Sammlung medizinischer Texte, dem „Huangdi Neijing“ (dem Kanon des Gelben Kaisers).
In Europa wurde die Akupunktur erstmals im 17. Jahrhundert in Briefen portugiesischer Jesuiten aus Japan beschrieben. Etwas breiter wurde von ihr später durch Ärzte der niederländischen Ostindienkompanie berichtet. 1810 wurde die erste dokumentierte Akupunkturbehandlung in Europa durch Louis Berlioz, dem Vater des Komponisten Hector Berlioz, durchgeführt. Danach, etwa um 1820, wurde die Akupunktur in Frankreich zu einer regelrechten Modetherapieform. Erst im 20. Jahrhundert war Akupunktur schließlich flächendeckend in ganz Europa und den USA verbreitet und anerkannt.
Heute ist sie weltweit etabliert – sowohl in ihrer klassischen Form als auch in modernen und abgeleiteten Varianten. Solche sind unter anderem:
1. Die Ohrakupunktur: Der französische Arzt Paul Nogier entwickelte das Konzept der Ohrakupunktur (auch Auriculotherapie genannt). Er behauptete, dass auf der Ohrmuschel der gesamte Organismus auf kleinster Fläche in Form reaktiver Punkte mit festem Bezug zur Körpertopographie und Körperfunktion repräsentiert ist. Diese Punkte werden dann entsprechend akupunktiert.
2. Die Triggerpunktakupunktur: Hierbei werden Muskelspannungen gelöst und Schmerzen reduziert, indem die Triggerpunkte (= schmerzende, verhärtete Muskelknoten) gezielt akupunktiert werden.
3. Die Laserakupunktur: Bei der Laserakupunktur werden die Akupunkturpunkte mit medizinischem Laserlicht statt mit Nadeln stimuliert. Die Laserakupunktur ist absolut schmerzfrei. Daher wird diese Methode bei Kindern und sehr schmerzempfindlichen Erwachsenen erfolgreich eingesetzt.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kurzen und interessanten Einblick in die Therapiemethode „Akupunktur“ geben. Möglicherweise kann sie auch Ihr Wohlbefinden stark verbessern. Mir persönlich hat Akupunktur zusammen mit einer osteopathischen Behandlung eine Bandscheiben-Op erspart. Wenn das nur der Placebo-Effekt gewesen sein soll: Ein Hoch darauf!!!!!!
Bleiben Sie neugierig und interessiert!
Herzlichst
Ihre Kerstin
Viele weitere gute Informationen halten die Fachverbände, wie z.B. der AGTCM-Fachverband für chinesische Medizin, oder der TCM-Fachverband Schweiz für Sie bereit.